Beschattung ganz anders – ein Projekt macht Schule
Im Frühjahr 2020 als „Beschattungsprojekt“ von Schüler:innen einer Klasse der Sekundarstufe I im modernen Neubau der Schule initiiert, entwickelte es sich von der Schulgemeinschaft (Eltern, Lehrenden und Lernenden) getragen zu einem innovativen Konzept, das jetzt auf die gesamte Schule übertragen wird.
Die Schüler:innen wollten, dass die Sonne im Herbst und Winter weiterhin ihren Klassenraum durch die großen Fensterflächen mit Licht und Wärme durchflutet. Spätestens ab Mai jedoch sollte diese umweltfreundlich und ohne Energie zu verbrauchen abgehalten werden, damit ihr Klassenraum nicht mehr so „heiß“ werden würde. Sie meinten, dass die Hitze ihren Lernerfolg beeinträchtige. Zusätzlich wollten sie etwas für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel tun und keinesfalls eine Klimaanlage installieren. Das begrünte Dach und die bestehende aktive Nachtlüftung allein schafften es nicht die Temperaturen an heißen Schultagen genügend zu senken. Die Schulleitung legte Wert darauf, dass der Neubau nicht durch Pflanzenwurzeln, Haftwurzeln etc. beschädigt werde und die Optik der Fassade dadurch nicht „gestört“ würde.
Eine grüne, lichtdurchlässige Pflanzenwand vor den Fensterflächen, die die Sonne im Sommer abhalten und im Winter durch die Fenster scheinen ließ, war die im Unterricht erarbeitete Lösung des Problems (Foto 3).
„Wilder Wein“, der in schmalen, hohen Blumentrögen auf der schmalen, für die Reinigung der Fenster und für Wartungsarbeiten installierten, „Loggia“ vor den Fensterflächen des Klassenraumes wachsen sollte, war die Pflanze der Wahl.
Seither entsteht jedes Jahr im Frühling durch das vernetzte Hochbinden des „Wilden Weins“ eine kontinuierlich wachsende, grüne, lichtdurchlässige Wand, die den Klassenraum beschattet und kühlt (Foto 1).
Im Herbst verfärben sich die Blätter in Gelb- und Rottöne und bieten Lernanlässe in den unterschiedlichsten Unterrichtssequenzen und Unterrichtsgegenständen (Foto 2 aus dem Jahr 2022).
Die Pflege der Pflanzen während der Schuljahre wird von Schüler:innen, gemeinsam mit ihrer Biologie- und Umweltbildungslehrerin, durchgeführt. In den Sommermonaten werden die Pflanzen von dieser Lehrerin gemeinsam mit zwei weiteren Lehrerinnen betreut.
Im Physikunterricht wurde das Projekt, als die Bepflanzung bereits einen größeren Teil der Fensterflächen beschattete, im Fach NAWI begleitet.
Im „Wahlpflichtfach Psychologie und Philosophie“ erforschten die Schüler:innen die wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung der Pflanzen auf die Psyche der Menschen. Und im Unterrichtsfach Philosophie diskutierten sie die philosophischen Aspekte.
Die Eltern ersuchten die ursprünglich als „Beschattungsprojekt“ begonnene Begrünung auf die anderen Klassenräume des Schulgebäudes der Sekundarstufe I auszudehnen.
Die Schüler:innen der anderen Klassen wünschten sich, ebenso wie die Lehrenden, aufgrund der vielen positiven Ergebnisse die Ausweitung der „natürlichen Beschattung“ auf alle Klassen. Die Schulleitung unterstützte diese Wünsche, sodass das ursprüngliche „Projekt“ jetzt als Beitrag zur „Gesunden Schule“ auf alle Klassenräume der Ost- und Südseite des Gebäudes „ausgerollt“ wird.