"Man ist zu mir letztlich in dieser Sache nicht gekommen!" Fallgeschichten zum Thema "Klassenvorstand"

Aus IMST
Version vom 15. Oktober 2008, 13:34 Uhr von imported>Karin
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Ausgangspunkt war mein Unbehagen in Schulstunden, in denen mich Klassen, deren Klassenvorstand ich nicht war, in irgendeiner Form in ihre Probleme und Sorgen hineinzogen. Ich hatte durchwegs den Eindruck, es wäre sehr wichtig, besonders für die älteren Schüler/innen, einen erwachsenen Ansprechpartner aus dem Lager der "Gegner " zu haben. Manchmal schien es zu genügen, wenn sie Zorn oder Aufregung loswerden konnten oder wenn - mit meiner Hilfe - eine geordnete Diskussion entstand, manchmal schienen sie mehr zu erwarten: Rat, ehrliche Meinungsäußerung - und Aktivitäten des Klassenvorstands. Daraus entstand mein Dilemma: Da sie aktives Eingreifen vor allem vom Klassenvorstand (im weiteren nur mehr mit KV abgekürzt) erwarteten, schien es mir nicht sinnvoll, dass sie ihre Probleme an mich herantrugen. Es ist ja der KV, der Unstimmigkeiten mit anderen Lehrern klärt, Streit in der Klasse schlichtet, Tränen trocknet usw. usw., an ihn sollten sie sich wenden! Oder sollten vielleicht die Diskussionen in meinen Stunden dazu dienen, mich vom Unterrichten ab und die Stoffmenge gering zu halten? Bestand wirklich "echtes Gesprächsbedürfnis"?

Zum einen war mir die Situation nicht unangenehm, kam sie doch auch einem bestimmten Hang zur Bequemlichkeit durchaus entgegen, nämlich dem Widerwillen, mich - vom Fachunterricht abgesehen - in der Schule über die Maßen zu engagieren: Ich wurde ins Vertrauen gezogen, wenn der KV "versagte", doch wirkliche Taten erwartete niemand von mir (das war und ist nämlich etwas, das mir das KV-Dasein, dem ich nur selten entkomme, vergrault, dauernd ist man mit Konflikten konfrontiert, die man lösen soll, daneben muss man diverse Amtsschriften ordentlich (!) führen, Veranstaltungen organisieren, Geld einsammeln, Elternabende eröffnen und auch noch ein bisschen unterrichten). Die Rolle des Zuhörers, der weiter nichts tun muss als zuhören, war mir nicht unsympathisch. Zum anderen aber war ich verunsichert über die wahren Hintergründe des Verhaltens der Schüler/innen mir gegenüber und wusste nicht recht, wie ich die Angebote deuten sollte.

Ich begann also, das Verhältnis zwischen Klasse und KV zu hinterfragen.


Autor/in: Brigitte Wimmer
Durchführende Institution/en: Bundesoberstufenrealgymnasium Salzburg Nonntal (501096)
Fach/Fächer: Deutsch
Schulstufe/n: 5. bis 7. Schulstufe und 11. Schulstufe


Dateien: Langfassung, Der ideale Klassenvorstand